Methodenblatt DATASELFIE

Einleitung

Medienpädagogische Angebote berücksichtigen in ihrer Angebotsgestaltung vorwiegend bewusst eingegebene Daten und rücken dabei den Fokus lediglich unzureichend auf persönliche, politische und gesellschaftliche Implikationen von Big Data. Davon ausgehend, dass Jugendliche in einer digitalen Welt kommunizieren, Inhalte generieren und unterschiedliche Tools nutzen, möchten wir die Notwendigkeit einer medienpädagogischen Hinwendung zum Thema Big Data und Privatsphäre hervorheben.

Darauf aufbauend konzipierten wir unser Projekt, welches der Frage nachgeht, wie Jugendliche und ihre Bezugspersonen zu einem solchen Thema sensibilisiert werden können und wie dazu beigetragen werden kann, dass sie zu mündigen BürgerInnen in einer digitalen Welt werden.

Das Projekt bezieht sich entsprechend unserer beruflichen Interessensschwerpunkte in der Jugendarbeit, der Sozialpädagogik und der ausserschulischen Medienkompetenzvermittlung auf Institutionen der offenen Jugendarbeit. Der erarbeite Workshop haben wir für Jugendarbeitende und Schlüsselpersonen entwickelt. Er kann aber auch mit ein paar Anpassungen und spielerischen Erweiterungen mit Jugendlichen durchgeführt werden.

Ein Praxisprojekt aus dem Kurs CAS Medienpädagogik 2017/2018 der FHSG von Lisa Leonardy, Patrik Blaser, Steven Marx. Fachbegleitung durch Prof. Dr.phil. Selina Ingold, Auftraggeber und Hosting durch das Jugendnetzwerk der Sozialen Dienste Mittelrheintal (SDM). Herzlichen Dank dafür!

Ein Workshop und Online-Tool zum Thema BigData und Privatsphäre für mündige Bürgerinnen und Bürger in einer digitalen Welt!

‚DATA SELFIE‘ soll Selbsterkenntnisse hervorbringen, Wissen vermitteln und Aha-Erlebnisse schaffen und bezieht sich vorrangig auf die unbewusst eingegebenen Daten sowie die Auswertung grosser Datenmengen (Big Data) im Zusammenhang mit den persönlichen Daten.

Als Hilfsmittel zur persönlichen Auseinandersetzung mit den vorgestellten Inhalten dient ein Online-Tool, das wir den Workshop-Teilnehmern vorstellen. Workshop und Tool sind praxisnah gestaltet und in niederschwelliger, einfacher Sprache gehalten. Am Ende sollen die Teilnehmenden den Workshop als mündige Vorbilder in Bezug auf die Themen Big Data und Privatsphäre verlassen. Die Website ‚DATA SELFIE‘ soll ihnen als Werkszeug dienen, mit dessen Hilfe sie ihr neu erlerntes Wissen einfach und unkompliziert teilen können.

Der Workshop schafft bei den Teilnehmenden ein kritisches Bewusstsein in Bezug auf unbewusst hinterlassene Datenspuren in einer digitalen Welt. Dieses Bewusstsein wirkt bei den primär angesprochenen MultiplikatorInnen bis ins aktive Handeln. Darüber hinaus werden sie befähigt, in ihrem Arbeitsalltag Jugendliche hinsichtlich der Thematik zu sensibilisieren. Es sollen die Fähigkeiten gestärkt werden, Medien und ihre Inhalte den eigenen Zielen und Bedürfnissen entsprechend produktiv und sachkundig zu nutzen. 

So geht es keinesfalls darum, Big Data-Technologien zu verteufeln, sondern darum, mit wissensbasierten Reflexionsgrundlagen die Selbstregulation und Selbstorganisation zu fördern.

Die Erkenntnisse aus der Auseinandersetzung mit Baackes Dimensionen der Medienkompetenz und den Lernprinzipien der aktiven Medienarbeit, dienten uns als Grundlage zur Festlegung des groben methodischen Gerüstes. Dieses bildete die Basis für die Ausformulierung konkreter Inhalte zum Thema Big Data und einer theoriebasierten methodischen Dramaturgie.

Die nachfolgende Grafik stellt die Verbindung zwischen den beiden oben erwähnten theoretischen Bezügen dar und formuliert dazu methodische Implikationen, die wir in die Feinplanung unseres Projektes übernehmen werden.

Wir haben diesen Workshopablauf mit Jugendarbeitenden erprobt und evaluiert. Gerne teilen wir diesen mit euch als Inspiration, die ihr euren eigenen Bedürfnissen bzw. eurer Zielgruppe anpassen könnt. Gerne übernehmen wir auch die Durchführung, helfen bei der Planung und geben Tipps. Bitte einfach mit uns Kontakt aufnehmen.

Material

 

Teil 1

BIG DATA? LOS GEHT´S!

Nach der Begrüssung der Teilnehmer und Vorstellung der Workshop-Leiter erfolgt eine kurze Einleitung ins Thema Big Data. Den Teilnehmern wird bewusst gemacht, dass wir täglich von Geräten umgeben sind, die unsere Daten erheben, verarbeiten, speichern, auswerten und weiterleiten. Unsere digitalen Spuren lassen Big Data immer grösser werden. Folgende Fragen werden in den Raum gestellt: Wo genau hinterlasse ich Daten? Was passiert mit ihnen? Wie wird daraus ein Milliardengeschäft?

Statt die gestellten Fragen zu beantworten, fordern die Workshop-Leitenden die Teilnehmenden zu einem Spiel auf. Dabei handelt es sich um das Spiel ‚’Fairdata‘ welches auf der Website zu finden ist und in der Ausführung zum Online-Tool genauer beschrieben wird.

Die Teilnehmenden schlüpfen in die Rollen von DateneigentümerInnen und DatenhändlerInnen. Bei der Konzeption des Spiels sind wir davon ausgegangen, dass die Datenhändler eher wenig Daten von den Dateneigentümern bekommen. Deshalb steht am Ende des Spiels auch die Frage: Hat es funktioniert? Und wenn Nein: Warum teilen wir anders als im Spiel unsere digitalen Daten so freizügig?

Durch den spielerischen Einstieg sollen die Teilnehmer für die Themen Datenweitergabe und Datenwert sensibilisiert werden. Nach dem etwa zehnminütigen Spiel sollen sie ein kurzes Feedback geben und von ihren Erfahrungen berichten.

Teil 2

Gruppen-Sessions

Die Website wird kurz vorgestellt (Do-It Boxen, Infoteil, etc.), ohne näher auf die einzelnen Bereiche einzugehen. Dazu werden im Anschluss drei Gruppen gebildet, die auf der Website gestellten Fragen zu Profiling, Mining und Tracking bearbeiten (Wie gut kennt mich Facebook? Ist Google mein bester Freund? Welche Spuren hinterlasse ich?). Dies in einer Zeitspanne von ca. 50 Minuten. Die Gruppeneinteilung erfolgt nach persönlichen Interessen der Workshop-Teilnehmenden.

In einem zweiten Teil werden die Gruppenarbeiten im Plenum kurz präsentiert. Das Eindrücklichste soll in fünf bis zehn Minuten zusammengefasst und eine mögliche Antwort auf die gestellte Frage formuliert werden. Auch sollen die Gruppen Aha-Erlebnisse sowie Vor- und Nachteile der Thematik (speziell für Jugendliche) festhalten.

Ziel des Workshops ist es nicht, alle Inhalte der Website im Detail zu erklären. Er soll viel mehr aufzeigen, wie man sich dem Thema Big Data nähern kann (Spiel) und wo man ausgewählte Infos dazu bekommt (Website). Im Workshop und somit auch mittels Website soll eine neutrale Haltung zum Thema Big Data vermittelt werden. Weder wollen wir Ängste schüren, noch das Thema verharmlosen.

Teil 3

LOHNT SICH MEIN TAUSCHGESCHÄFT?

Abschliessend sollte die Frage im Plenum diskutiert werden, ob sich das Tauschgeschäft mit den Daten ihrer Ansicht nach lohnt und auch die Linkliste erwähnt und kurz vorgestellt werden.

Der Workshop wird durch das von uns erstellte Online-Tool ergänzt, welches ebenfalls in einfacher Sprache verfasst ist, seine Nutzenden direkt anspricht, selbsterklärend aufgebaut ist und auf einer didaktischen Reduktion des breiten Themenfeldes Big Data basiert. Die getroffene Selektion umfasst sowohl Inhalte der Wissensvermittlung und der persönlichen Reflexion sowie Anregungen für Handlungsmöglichkeiten. Davon ausgehend, dass die MultiplikatorInnen das Tool selber in ihrem Berufsalltag einsetzen (bspw. im Sinne eines Schneeballsystems), lassen sich die Inhalte rasch und unkompliziert weiterverbreiten.

Die Website ist in fünf Bereiche aufgeteilt und stellt das Gegenstück zum MultiplikatorInnen-Workshop dar. Ganz zu Beginn findet der/die NutzerIn einen einführenden Bereich. Unter der Überschrift ‚Big Data? Los geht ́s‘ gibt es eine Einleitung in die Thematik sowie eine spielerische Annäherung anhand des Spiels ‚Fairdata‘.

Wir liessen uns bei der Konzeption von ‚Fairdata‘ vom bestehenden Spiel ‚Datarryn‘ (insbesondere den Spielkarten) und dem Start-up ‚Data Fairplay‘ (Idee eines transparenten Datenaustausches) aus dem Jahre 2014 inspirieren. Im Spiel besteht die Möglichkeit, in die Rolle von Dateneigentümern und Datenhändlern zu schlüpfen und so in kurzer Zeit ein Gespür für den Wert unserer Daten zu bekommen.

Auf den einführenden Bereich folgen die vier thematischen Schwerpunkte ‚Profiling‘, ‚Mining‘, ‚Tracking‘ sowie Handlungsmöglichkeiten. Sie werden jeweils über eine Frage eingeläutet. Klickt man auf diese Fragen, gelangt man zu Informationen, die das Themenfeld vertiefen und zur Reflexion in Hinblick auf die Fragestellung anregen. Dazu gehören einerseits kleine Erklärtexte und -videos, andererseits ‚Do it-Boxen‘, in denen man sich selbst testen und Tools sowie Links zum Thema ausprobieren kann.

Nutzerinnen und Nutzer werden mit einem sogenannten Wissensbarometer durch die jeweilige Frage geführt und können so sehen, wie viel Wissen noch vor ihm liegt. Der unten aufgeführten Tabelle lässt sich entnehmen, welche Inhalte im Rahmen der von uns vorgenommenen didaktischen Reduktion in den vier beschriebenen Schwerpunktbereichen zum Thema Big Data vertieft werden können.

Der Workshop ‚DATASELFIE‘ kann ein guter methodischer Einstieg in die Thematik ‚Data‘ sein bei welchem auch weitere Aspekte der Big Data Datengewinnung und Datenauswertung wie etwa ‚OpenData‘ reflektiert und entdeckt werden können. 

Für weitere Tipps und mehr Infos einfach mit uns Kontakt aufnehmen.

Wir sind auf Mithilfe angewiesen und bitten um Rückmeldungen, Tipps und Ideen für Aktualität und Weiterentwicklung von ‚DATASELFIE‘. 

steven.marx@s-d-m.ch

Geschafft

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